Bereits in der Antike machten sich die Heilkundigen Gedanken über die Ursache von Migrände. Heute noch diskutieren Forscher, ob die Veränderung der Blutgefäße oder „Nervengewitter“ ursächlich für eine Migräne sind.
Ein einzelner Faktor für die Entstehung der Migräne ist nicht auszumachen. Bei den Betroffenen könnte eine Veranlagung zugrunde liegen, bei der das Gehirn unter Hochspannung steht. Bestimmte Auslöser (Triggerfaktoren) wären dann in der Lage einen Migräneanfall auszulösen.
Migräne - was ist das?
Typisch für Migräne sind Kopfschmerzattacken, die häufig periodisch auftreten und oft durch Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Überempfindlichkeit gegenüber Licht (Photophobie), Geräuschen (Phonophobie) und/oder Gerüchen (Osmophobie) gekennzeichnet sind.
Die Migräneschmerzen sind häufig pulsierend und verstärken sich durch körperliche Aktivität. Bei manchen Migräneformen (wie bspw. der Aura Migräne) können Symptome wie Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen und sogar Sprachstörungen auftreten.
Zu den wesentlichen Triggerfaktoren einer Migräneattacke gehören Stress, Ängste, Umweltfaktoren, Hormonschwankungen oder auch bestimmte Nahrungs- und Genussmittel sowie die Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmusses.
Wie entsteht eine Migräneattacke?
Die Migräne ist eine Funktionsstörung des Gehirns und der Hirnhaut sowie deren Blutgefäße. Genetische, biochemische, psychische und vaskuläre Faktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung von Migräne. Die Ursachen sind leider noch nicht vollständig geklärt.
Formen von Migräne
Hormonelle Migräne
Frauen haben häufiger Migräne als Männer. Einer Befragung unter Erwachsenen in Deutschland aus dem Jahr 2019 zufolge, decken 6,0 Prozent der Männer die vollständigen Kriterien für die Diagnose Migräne ab, bei den Frauen sind es mit 14,8 Prozent mehr als doppelt so viele.
Doch woran liegt das? Ein Grund ist sicherlich die Form der hormonellen Migräne, die eben überwiegend Frauen betrifft. Grund hierfür sind die häufig schwankenden Hormonverhältnisse im Leben einer Frau. Sei es durch die Menstruation, die Einnahme der Pille oder das Einsetzen der Wechseljahre.
Den link zur Befragung finden Sie hier.
Nach aktuellem Kenntnisstand ist die Hauptursache für hormonell bedingte Migräne ein stark fallender Östrogenspiegel. Dabei scheint die absolute Hormonkonzentration, also wie hoch oder niedrig der gemessene Östrogenspiegel ist, keine Rolle zu spielen, solange er konstant bleibt. Ausschlaggebend ist die Änderung des Hormonspiegels wie beispielsweise im Rahmen des Menstruationszyklus.
Kurz vor der Periode sinkt der Ostrogenspiegel ab, was bei vielen Fruen mit Migräne / Kopfschmerzen verbunden ist.
Es gibt auch andere Lebensphasen, in denen sich der weibliche Hormonhaushalt positiv oder negativ auf eine bestehende Migräne auswirken kann. Dazu gehören zum Beispiel Schwangerschaft sowie die Wechseljahre.
Migräne mit und ohne Aura
Typisch für Migräne ist häufig die einseitige Lokalisierung der Kopfschmerzen. Betroffene beschreiben diese als pulsierend oder pochend.
80% der Betroffenen leiden unter Migräne ohne Aura, 20% entwickeln eine Aura vor der eigentlichen Migräneattacke.
Migräne mit Aura (klassische Migräne oder komplizierte Migräne)
Unter Aura sind neurologische (das Nervensystem betreffende) Reiz- und Ausfallerscheinungen wie Seh-, Gefühls- oder Sprachstörungen zu verstehen. Die Symptome entwickeln sich langsam und halten fünf bis 60 Minuten an. Im Anschluss folgt die Kopfschmerzphase. In den meisten Fällen tritt die Aura- vor der Kopfschmerzphase auf, wobei sich diese beiden Migränephasen zeitlich teilweise überlappen können.
Migräne ohne Aura (früher auch einfache Migräne oder Hemikranie genannt)
Die mäßigen bis sehr starken Kopfschmerzattacken dauern zwischen 4 und 72 Stunden an. Sie werden begleitet von Übelkeit und/oder Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Körperliche Aktivitäten verstärken die Schmerzen.
Migräne bei Kindern und Jugendlichen
Etwa fünf bis zehn Prozent der Kinder im Alter von Sieben bis fünfzehn Jahren hatten bereits eine Migräne. Schon Kinder ab dem 3. Lebensjahr können von den Symptomen einer Kindermigräne betroffen sein.
Migräne in der Schwangerschaft?
In der Schwangerschaft berichten 50 bis 80 Prozent der Betroffenen, dass die Symptome einer Migräne abgeschwächt auftreten und insgesamt eine Verbesserung der bestehenden Migräne festzustellen ist. Bei etwa jeder fünften Patientin verschwinden die Migräneattacken während der Schwangerschaft komplett!
Augenmigräne (ophthalmische Migräne)
Bei dieser Form der Migräne treten typischerweise visuelle Beschwerden wie Lichtblitze, Flimmern und Gesichtsfeldeinschränkungen auf. Auf den ersten Blick besteht Verwechslungsgefahr mit der Auraphase bei einer Migräne mit Aura. Doch im Gegensatz zur Migräne mit Aura treten bei der Augenmigräne meistens keine Kopfschmerzattacken auf.
Bei der retinalen Migräne, einer ausgesprochen seltenen Sonderform der Augenmigräne, sind die typischen Migränekopfschmerzen vorhanden. Sie treten in Verbindung mit visuellen, monokulären (ein Auge betreffenden) Sehstörungen auf, zum Beispiel Flimmern oder vorübergehender Sehverlust.
Schwindelmigräne (Vestibuläre Migräne)
Die Schwindelmigräne wird von ausgeprägtem, attackenartigem Schwindel begleitet, der von Sekunden bis Stunden dauern kann, selten sogar über Tage auftritt.
Der Schwindel äußert sich in Form von Schank- oder Drehschweindel, ebenso ist eine Gangunsicherheit möglich.
Häufig in Kombination mit Kopfschmerzen und weiteren migränetypischen Beschwerden, wie Übelkeit und Licht- sowie Lärmempfindlichkeit.
Migräne mit Hirnstammaura (früher: Basilarismigräne)
Die Migräne mit Hirnstammaura zählt zu den spezielleren Formen von Migräne. Sie zeichnet sich insbesondere durch beidseitige, starke Schmerzen aus und ist schwer von anderen Krankheitsbildern wie einem Schlaganfall oder dessen Vorboten, der sogenannten Transitorischen ischämischen Attacke (TIA), abzugrenzen. Beschwerden wie Hörgeräusche, die Unfähigkeit zu sprechen oder zu schlucken sowie das Sehen von Doppelbildern können sowohl für eine Migräne mit Hirnstammaura, aber eben auch für andere neurologische Erkrankungen wie einen Schlaganfall sprechen.
Bei plötzlich auftretenden Symptomen daher bitte umgehend eine umfassende ärztliche Diagnostik einleiten!
Migräne vorbeugen - Gewitter im Kopf vermeiden
Die genaue Ursache von Migräne ist bisher leider noch nicht abschließend bekannt. Als eine mögliche Ursache gilt eine Störung im Serotoninhaushalt im Gehirn. Serotonin, auch als Glückshormon bekannt, ist ein Botenstoff des Gehirns der unter anderem unsere Stimmung beeinflusst und leider auch bei der Entstehung von Schmerzen beteiligt ist. Es wird vermutet, dass ein zu hoher Serotoningehalt im Blut Migräneattacken auslöst.
Auch genetische Faktoren können eine mögliche Ursache von Migräne sein. Es gibt verschiedene Auslöser von Kopfschmerzen, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Zu den häufigsten Faktoren, welche Migräne fördern können, zählen:
- Stress
- Schlafmangel
- unausgewogene Ernährung
- unregelmäßige Ernährung
- Hormonschwankungen (Monatszyklus, Anti-Baby-Pille)
- Bewegungsmangel
- Wetterfühligkeit
So können Sie täglich Migräneprophylaxe betreiben und einer Attacke vorbeugen:
- Ausgewogen und regelmäßig essen (besonders wichtig ist dabei das Frühstück, welches die über Nacht aufgebrauchten Kohlenhydratspeicher der Nervenzellen wieder auffüllt!)
- Gleichmäßiger Schlafrhythmus (halten Sie Ihre Schlafzeiten auch am Wochenende ein!)
- Stress reduzieren (ist die psychische Belastung und der Stress im Altag nicht vermeidbar, hängt vieles mit Ihrem Umgang mit Stress zusammen. Sorgen Sie für regelmäßige Ruhephasen bspw. mit Yoga oder autogenem Training!)
- Nicht rauchen und keinen Alkohol trinken!
- Lichtreize meiden (vermeiden Sie grelles Licht und den ständigen Wechsel von Hell und Dunkel und tragen Sie an sonnigen Tagen eine Sonnenbrille!)
- Viel Bewegung an der frischen Luft! (Sauerstoff tanken und den Kreislauf in Schwung bringen – regelmäßige Bewegung im Freien macht den Kopf frei und trägt zur Migräneprophylaxe bei.!)
- Ausreichend trinken (trinken Sie mindestens 3 Liter täglich! Hierbei ist Wasser und ungesüßter Tee zu bevorzugen. Dadurch können Kopfschmerzen und Migräneattacken deutlich gelindert werden!)
Welche Vitamine und Mineralstoffe können helfen?
Magnesium
Magnesium ist an einer Vielzahl biochemischer Prozesse im Körper beteiligt. Magnesiummangel kommt unter anderem als Verursacher von Muskelkrämpfen, Verspannung und Migräne in in Frage.
Wissenschaftlich fundierte Studien gehen davon aus, dass Magnesiummangel bei Migränepatienten deutlich häufiger anzutreffen ist, als bei gesunden Patienten. Die Substitution durch geeignete Nahrungsergänzungsmittel ist aufgrund der guten Aufnahme über den Darm besonders zur Behandlung und Vorbeugung bei Migränepatienten geeignet.
Bei der Substitution von Magnesium sollte auf eine hohe Bioverfügbarkeit geachtet werden. Diese ist nicht bei jedem Nahrungsergänzungsmitteln gleich gut. Generell werden alle Verbindungen vom Körper resorbiert, aber unterschiedlich gut. Organische Verbindungen (bspw. Magnesiumbisglycinat und Magnesiumcitrat) besitzen eine bessere Bioverfügbarkeit als dies bei anorganischen Verbindungen der Fall ist. Organische Verbindungen werden darüber hinaus schneller vom Körper aufgenommen.
Die anorganischen Verbindungen wie Magnesiumoxid und Magnesiumcarbonat können hingegen mit dem Vorteil aufwarten, dass das Magnesium langsamer resorbiert wird und somit über einen längeren Zeitraum zur Verfügung steht.
Vitamin D - Sonnenenergie gegen Migräne
Ein Mangel an Vitamin D und das Auftreten von Migräneattacken stehen in einem eindeutigen Zusammenhang. So wirkt sich ein niedriger Vitamin D-spiegel auf die Dauer und Heftigkeit von Migräneanfällen aus.
Ein Vitamin-D-Mangel kann sich insbesondere bei jungen Erwachsenen durch Migräne bemerkbar machen. Welche Mechanismen dahinter stehen bleibt noch zu vermuten. Zwei Faktoren könnten eine wichtige Rolle spielen. Der gleichzeitige Mangel an Magnesium sowie die Eigenschaft des Vitamin D, Entzündungen entgegenzuwirken.
Vitamin D ist für die Aufnahme sowie den Transport von Magnesium aus dem Darm in die Zellen notwendig.
Vitamin B Komplex
Vitamin B setzt sich aus einem Komplex von acht, in ihrer chemischen Struktur unterschiedlichen Vitaminen zusammen. Sie sind wasserlöslich und können in unserem Körper nicht für lange Zeit gespeichert werden.
Zehn Prozent aller in Deutschland lebenden Menschen weisen ein erhöhtes Homocystein im Blut auf. Es wird ein Zusammenhang vermutet zwischen Homocystein Werten und dem Auftreten von Migräne. Ein erhöhter Wert wird zudem sicher mit einem B12 Mangel in Verbindung gebracht.
Nährstoffe, die den Homocystein-Spiegel nachweislich und ganz natürlich senken können sind Vitamin B6 und B12 und Folat. Bei häufigen Migräne-Attacken mit ungeklärter Ursache lohnt es sich daher, durch eine Blutuntersuchung den Homocystein-Spiegel und die Versorgung mit B-Vitaminen zu überprüfen und ggf. den Vitamin B Komplex zu supplementieren.
Vitamin B hilft beim Abbau von Histamin, einer Substanz, die häufig mit Kopfschmerzen in Verbindung gebracht wird. Es ist an allergischen Reaktionen beteiligt, verursacht Juckreiz, Darmbeschwerden und wird als ein möglicher Auslöser für Migräne diskutiert.
Coenzym Q10
Da Coenzym Q10 wirkt entzündungshemmend. Funktionsstörungen innerhalb der Mitochondrien scheinen dabei eine tragende Rolle zu spielen. Coenzym Q10 wird, wie auch Magnesium und Vitamin B für die Energieerzeugung benötigt. Liegt bei nur einem ein Mangel vor, kann die Energiegewinnung insgesamt nicht mehr optimal funktionieren.
Aufgrund seines Wirkmechanismus im Körper glaubt man, dass das Coenzym Q10 in der Lage ist, die Intensität von Migräneattacken zu mildern, weshalb der Stoff auch in den evidenzbasierten Leitlinien für die präventive Therapie der Migräne genannt wird.
Wichtig!
Betroffene, die häufig unter heftigen Kopfschmerzen leiden, sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dieser diagnostiziert, ob es sich um Migräne oder andere Kopfschmerzen handelt. Da auch ernsthafte Erkrankungen Kopfschmerzen verursachen können, veranlasst der Arzt eventuell weitere Untersuchungen, um diese auszuschließen.
Wer unter Migräne leidet, sollte einmal darüber nachdenken, seinen Vitaminstatus überprüfen zu lassen und gegebenenfalls durch eine ausgewogene Ernährung sowie geeignete Nahrungsergänzungsmittel gegensteuern. Das sorgt zwar nicht unbedingt dafür, dass die Anfälle an sich weniger schmerzhaft sind, es kann jedoch die Anzahl deutlich reduzieren.